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Simon

Spannbrucker

* 25. Oktober 1848
† 31.März 1914

Simon Spannbrucker

„Wo ist der Kolping für unsere Bauernburschen?“ Als der Laufener Stiftsdekan Simon Spannbrucker am 13. August 1903 einen Artikel mit dieser Überschrift in der weit verbreiteten "Augsburger Postzeitung" veröffentlichte, löste diese Frage eine heftige Diskussion für und gegen die Gründung von Burschenvereinen aus. Aber Spannbrucker konnte mit positiven Erfahrungen seines 1901 in Laufen gegründeten Vereins aufwarten und ermunternde Anregungen zu derartigen Zusammenschlüssen der ländlichen Jugend geben.
Schon 1886 gründete er während seiner Tätigkeit in der Priesterausbildung als Subregens in Freising einen "Katholischen Arbeiterverein" und baute 1890 für diesen ein eigenes Vereinsheim.
Als Spannbrucker 1901 die Pfarrei Laufen übernahm, gründete er sobald den Burschenverein "Petrinia", der auch heute noch bestand hat. In den darauffolgenden Jahren gründete Spannbrucker eifrig weiter Burschenvereine in Bayern und dem angrenzenden Österreich.

Auf Spannbruckers Initiative hin, wurde dann bereits am 25. Oktober 1903 ein Dachverband "Katholische Burschenvereine für das Königreich Bayern" für die entstandenen Burschenvereine gegründet, in dem Spannbrucker per Wahl zum Vorstand bestimmt wurde. Durch diese Verdienste bekam Spannbrucker den Beinamen "Burschenvater".
Der Verband Katholische Burschenvereine für das Königreich Bayern, fälschlich manchmal auch Verband der katholischen Burschenvereine Bayerns, war ein Dachverband, gegründet 1903 vom Geistlichen Rat Simon Spannbrucker, Benefiziat Georg Braun und Prälat Johann Baptist Mehler in Regensburg, zur Organisation bayerischer Burschenvereine.

Auf besonderen Wunsch von Spannbrucker gab der Verband das »Burschenblatt« heraus. Es war das zentrale Sprachrohr und Organ der Burschenvereine. Es stellte die ideelle Verbindung zwischen den einzelnen örtlichen Vereinen her. Das Blatt war in einer einfachen Sprache gehalten und sollte zum Lesen animieren. Es war nach den Vereinszielen in die Rubriken "Glaube und Sitte", "Heimatliebe", "Berufstüchtigkeit" und "Frohsinn und Scherz" aufgeteilt. Die Spalte "Allgemeine Burschensache" beinhaltete Beiträge zum Verbandsleben. Das Burschenblatt erschien monatlich. Die erste Ausgabe datiert vom Juli 1904, die letzte vom September 1939. In diesen 36 Jahren des Erscheinens wurde der Titel dreimal geändert. Die »Zeitschrift für die katholische Burschenschaft Bayerns« wurde 1930 in »Zeitschrift für die kath. Landjugend Bayerns« umbenannt. Ab 1934 hieß das Blatt »Zeitschrift für Kath. Burschen«. Der Umfang des einzelnen Monatsheftes schwankte zwischen 12 und 32 Seiten. 1904 belief sich der Bezugspreis auf 10 Pfennig, ohne Porto. Die Erstauflage betrug 5.000 Stück. Zu Beginn des 1. Weltkrieges konnte die Geschäftsleitung in Regensburg bereits 20.500 Abonnenten verbuchen. Ab 1909 war die Abnahme des Blattes für alle Vereinsmitglieder zur Pflicht geworden.


Informationen zu Prälat Simon Spannbrucker

 25. Oktober 1848:      geboren in Klebham, Pfarrei Fridolfing
1854 bis ca. 1860: Volksschule Fridolfing
ca. 1860 bis 1965: Gymnasium Scheyern
1965 bis 1868: Erzbischöfliches Knabenseminar Freising
1968 bis 1873/74: Studium der Philosophie und Theologie / Pastoraltheologie in Freising
29. Juni 1974: Priesterweihe im Dom zu Freising
12. Juli 1974: Primiz in seiner Heimatkirche
1874 bis 1875: Koadjutor in Egern (heute: Rottach-Egern)
1875 bis 1876: Kaplan in München-Haidhausen, Pfarrei St. Johann Baptist
1876 bis 1886: Präfekt (=Erzieher) im Knabenseminar in Freising
Simon Spannbrucker galt als hervorragender Pädagoge, der nicht mit Strenge,
sondern mit Milde und Verständnis, sowie mit überzeugendem Beispiel nachhaltig auf seine Zöglinge einwirkte.
1886 bis 1892: Subregens des Priesterseminars in Freising
1892 bis 1901: Direktor des Knabenseminars in Freising
1901 bis 1914: Geistlicher Rat. Stiftsdekan in Laufen: Stadtpfarrer und Stiftsdekan des Kanoniker-Kapitels

Auszeichnungen und Ehrungen:
Erzbischöflicher Geistlicher Rat (Auszeichnung durch den Erzbischof)
Päpstlicher Hausprälat (Auszeichnung durch den Papst)
Königlich Bayerischer Verdienstorden vom heiligen Michael,
IV. Klasse mit Krone (Auszeichnung durch den Bayrischen König bzw. durch den Prinzregenten, auf Antrag "seiner Burschenschaften")

Leben und Wirken vom "Burschenvater" Simon Spannbrucker

Geboren am 25. Oktober 1848 als Sohn von Johann Spannbrucker, Bauer am Hubergut in Klebham, und seiner Frau Gertraud, wurde er noch am selben Tag von Kooperator Bartholomäus Greißl getauft. Als Bub ging er oft an der Hand seiner Mutter den langen Weg nach Laufen, um im Kapuzinerkloster die Drittordensversammlungen zu besuchen, wobei währen des langen zweistündigen Weges das Ordensgebet von 54 Vaterunser gebetet wurde. Der damalige Fridolfinger Pfarrer Dr. Michael Breiteneicher hat wohlden Buben gefördert und zum geistlichen Beruf angeregt. Nach der Volksschule kam er ins Gymnasium nach Scheyern und 1965 als Zögling nach Freising ins Erzbischöfliche Knabenseminar. Unter 23 Kanidaten ging er am 26. August 1873 aus der Prüfung für das Alumnat als Bester hervor.
Zum Priester wurde Spannbrucker am 29. Juni 1974 von Erzbischof Gregorius Scherr geweiht. In seiner Heimatkirche feerte er am 12. Juli seine Primiz.
Als Kadjutor begann er seine seelsorgerliche Tätigkeit in Egern (heute Rottach Egern). Im Jahr darauf wirkte er als 2. Kaplan in St. Johann Baptist in München-Haidhausen. So wurder er am schliesslich am 12. September 1876 an das Erzbischöfliche Knabenseminar nach Freising berufen. Dort ging er in der Betreuung der Jugend voll auf. Nicht mit Strenge, sondern mit ganzer Milde wirkte er erfolgreich auf seine Zöglinge ein. 1886 wurde Spannbrucker zum Subregens des Klerikalseminars befördert. Trotz seiner intensiven Ausbildung zum Priester, war er kein weltfremder Theologe. So erkannte er die Gefahren, die die aufkommende Industrialisierung für die Arbeiterschaft mit sich brachte. Daher bagann er 1886 mit der Gründung eines katholischen Arbeitervereins in Freising. Ihm ging es nicht nur um die seelsorgeriche Betreuung, sondern vor allem um die soziale Absicherung. 1890 folgte der Bau eines Vereinsheim, das später den Namen "Leoheim" erhielt.
Zwei Jahre später wurde er zum Direktor des Freisinger Knabenseminars befördert. Nach vieler erfolgreicher Jahre in Freising zog es ihn trotzdem wieder zurück in die Seelsorge in seiner Heimat. Mit dem Titel "Geistlicher Rat" wurde ihm vom Erzbischof Franz Joseph von Stein, am 13. Juli 1901 die Stadtpfarrei Laufen übertragen.
Es war eine neue Aufgabe für den inzwischen 53-jährigen, eine grosse Pfarrei zu leiten. Den Armen half er, wo er nur konnte, machte stundenweise Krankenbesuche und hatte immer Verständnis für die menschlichen Sorgen. Jeden Tag kam er um 5.00 Uhr früh in die Kapuzinerkirche und betete dort sein Gebet und hielt seine geistlichen Betrachtungen bis halb 7 Uhr. Danach ging er zurück in die Stiftskirche und las die Heilige Messe. Dem noch nicht genug, wohnte er noch einer weiteren Messe bei.
Wie schon in Freising nahm er sich auch daheim vor allem der männlichen Jugend und dem Landvolk, dem auch er entstammte an. "Die Frauen bleiben sowieso brav" soll er einmal einem Mitbruder gesagt haben. So gründete er am 8. Dezember 1901 in Laufen den Burschenverein "Petrinia". In München beim katholischen Kasino, an derer Priester und Laien aus der ganzen Diozöse teilnahmen, wurde der "Katholische Burschenverein Für das Königreich Bayern" gegründet. Im Frühjahr 1904 wurde für jede Diozöse ein Diozösanpräses eingesetzt, und für das ganze Land ein Zentralpräses, dieser war Simon Spannbrucker.
In der Folgezeit kam es überall zu Gründungen von Burschenvereinen, die beraten und geführt werden wolten und überall verlangte man nach dem "Burschenvater" als Leiter von Festversammlungen. Dies in ganz Bayern und auch im benachbarten Österreich. Seine zwei- bis dreistündige Ansprachen waren kurzweilig und lebensnah. Seinen Ausführungen legte er oft diese Dreiteilung zugrunde: 1. Was muss ein Bursch haben? 2. Was muss er können? 3. Was kann er werden? Wie gross der Zulauf war, zeigt folgnde Anekdote:
In Zell am See war der Saal derart überfüllt, dass Simon Spannbrucker mit einer Leiter zum Fenster hinein steigen musste; dabei begrüßte er die versammelten Burschen mit den launigen Worten: "Burschen, heut' bin ich auch einmal zum Fensterln gegangen".
Selbst ausserhalb von Bayern, in Würtemberg und Baden, rief man nch Spannbrucker, was er gern gesehen und aufgenommen hat. Mit seinen vielen Burschenexerzitien in Krumbach in Schwaben, übte er eine besondere Anziehungskraft aus, den Exerzitien waren damals hauptsächlich dem geistlichen Stand vorbehalten. Er organisierte grosse Burschenwalfahrten ebenso, wie er sich um die Sorgen eines jeden einzelnen annahm, der sich an ihm wandte. Bezeichnend war dafür ein "Briefkasten" im Burschenblatt, der Zeitschrift für die katholische Burschenschaft Bayerns, die ab 1. Juli 1904 auf seine Initiative hin in Regensburg erschien. Auch der Salzburger Kardinal Katschthaler und der Bischof von Linz holtenihn in ihre Diozösen als Wegbereiter und Gründer für Burschenvereine. Dies alles forderte aber seinen gesundheitlichen Tribut. Er erkrankte 1911 / 1992 an einem schweren Herzleiden und verstarb am 31. März 1914. Er schlummerte, wie es heisst, unter den Gebeten seiner Kanoniker sanft hinüber in das Reich seines göttlichen Meisters.
Abt Gregor Danner von St. Bonifaz in München, ein Freund des verstorbenen, hielt am 4. April 1914 das Pontifikalrequiem in der Stiftskirche. Mehr als 500 Burschen hattensich mit ihren Fahen eingefunden und begleiteten den "Burschenvater" zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof in Laufen neben dem von ihm so geliebten und geschätzten Kloster der Kapuziner.
Simon Spannbrucker hatte sein ganzes, freilich spärliches Vermögen dem Burschenverein und caritativen Anstalten in Laufen vermacht.

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